Nach zahlreichen Touren zum Top of Africa – auf den Uhuru Peak – am Kilimanjaro über die Normalrouten, freute ich mich letzte Woche sehr über den ungewöhnlichen Aufstieg über die grossen Gletscher der Northern Icefields und den Credner Gletscher. Vor einigen Jahren hatte Thomas Lämmle diese Route ausgecheckt und in der Moonlight Wall (einem fast senkrechten Felsband) Bohrhaken hinterlassen. Mit dem befreundeten Ehepaar Lieb dass sofort von dieser abenteuerlichen Linie zum Kibo-Gipfel begeistert war reiste ich vor zwei Wochen nach Arusha. Mein langjähriger treuer Partner am Berg (Davis Kimambo aus Marangu) kannte die Route auch noch nicht und so freuten wir uns alle auf eine spannende Bergtour mit reichlich Eis und ein paar Kletterstellen.

Zur Akklimatisation ist ein langsamer Aufstieg über das Shira-Plateau bestens geeignet. Davis hat die ganze Mannschaft aus Marangu mitgebracht und wir freuen uns am Wiedersehen nach einer halbjährigen Winterpause in der ich die Jungs nicht gesehen habe. Die Pfade auf der Westseite des Massivs sind weniger breit und ausgetreten und viel weniger frequentiert wie auf den beliebten Hauptroute. Eindrücklich der Blick vom Shira Grat am Cathedral-Rock.

Die letzte Nacht vor der Überschreitung des Kibo und dem Gipfelaufstieg verbringen wir auf 4630 m im Zelt am Lava Tower. Wir sind dort oben ganz allein, kein anderes Team ist unterwegs zum Credner Gletscher – viele kennen dieses Route überhaupt noch nicht. Auch viele afrikanische Guides sagen:“ Moonlight wall? never have been there!“

Thomas Lämmle hatte mir ein Topo der Moonlight Wall zukommen lassen. Davis und ich erkunden am Vortag den Zustieg. Völlig weglos aber mit etwas Gespür und alten Steinmarkierungen finden wir das Felsband und die Bohrhaken mit den Gebetsfahnen aus Nepal am Einstieg.

Mitten in der Nacht brechen wir am nächsten Morgen auf. Wir wissen es wird ein langer Tag werden und falls wir noch Abseilaktionen am Credner Gletscher haben brauchen wir noch länger. Kurz vor der Dämmerung klettern wir durch die Moonlight Wall. Nur 25 m im leichten II.Grad. Dann folgen endlose Felsrippen und Geröllhänge bevor wir den in der Sonne leuchtenden Gletscher erreichen. Begeistert und euphorisch wandern wir über dieses Relikt aus der letzten Eiszeit – mehr als zwei Stunden über Eis und Firn immer nach oben, weit draussen ist Kenia. Einfach nur fantastisch und grossartig! Wir jubeln und geniessen diesen exklusiv einsamen Weg zum Dach von Afrika.

An der Eiskante die teilweise bis zu 60 m senkrecht am Rand abfällt leitet uns eine schmale Rampe wieder zurück auf den Lavaboden. Von hier ist es nicht mehr weit zum Rand des Reuschkraters. Ab dort könnte man zum Ash-Pit absteigen. Aber weil wir schon müde sind lassen wir für heute den Blick in den noch aktiven Schlot aus und steigen weiter auf zum Uhuru-Peak. Alle auch Davis sind restlos glücklich und beeindruckt als wir gegen halbeins einmal mehr ganz oben stehen! Eine super Tour für alle die leichte Kletterpassagen und Gletschertouren mit Pioniercharakter lieben. Ganz sicher werde ich diesen zauberhaften Weg ins BERIE Programm aufnehmen!

 

 

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