Ende April starteten wir zu eine BERIE Pionierreise nach Ostgrönland. Fast alle Teilnehmer waren mit mir in den vergangenen Jahren schon in Norwegen oder Island. So entstand beim Abschied in Reykjavik letztes Jahr die Idee dass wir heuer im 2017 doch Ostgrönland mit den Skiern einen Besuch abstatten könnten.

Die Reise nach Ostgrönland ging dann wieder über Island und weiter mit Air Greenland ins einsame Kulusuk und den Ammassalikfjord hinauf nach Kuummiut.
Schon beim Anflug auf die Küste wurde mir die Abgeschiedenheit und die Isolation der Gegend bewusst. Grönland ist eigentlich von der Grösse her ein Kontinent und ringsum treibt ein Ring aus dickem Eis im Meer. Jetzt Ende des Winters kommen immer noch so gut wie keine Schiffe über das Nordmeer, alles wichtige kommt per Luftfracht.
Ein kauziger aber herzlicher Isländer der hier mit einer Inuit Frau lebt, bringt uns mit seinem Motorschlitten und seinem Boot in wenigen Stunden über den Fjord hinauf nach Kuummiut. Dort in einem Haus im Inuitdörfchen werden wir die nächste Woche über wohnen und mit den Skiern die Berge unsicher machen.

Das Holzhaus ist gemütlich und bietet behaglichen Komfort für uns – das etwas reduzierte Leben nehmen wir gern in Kauf. Wir sind die einzigen Fremden in dem Inuitdorf und die Kinder helfen uns beim Wasserholen am „Servicehouse“ der Gemeinde.

Fliessend Wasser und Spültoilette? Fehlanzeige! Eine Art Campingtoilette ersetzt das gewohnte WC, regelmässig wird es von unserem Begleiter geleert. Vorallem die Kinder sind neugierig was wir hier wohl machen? Danja Stoller und Marco Bart bauen Kicker mit Ihnen und geben Lektionen im Snowboardfahren. Marc Menz nimmt Passagiere hinten auf seine breiten Freeride-Skier und macht eine Dorfrunde mit allen…obwohl es kalt und die Kleider vom Schnee völlig durchnässt sind, bekommen die Kinder nicht genug und bleiben manchmal gleich zum Nachtessen bei uns. Und alle sind „verliebt“ in unsere junge Tierärtzin Michèle bis ich die Meute spätabends irgendwann heimschicken muss. Leider sind Ihre Eltern zuhause oft betrunken – seit vor einigen Jahrzehnten die westliche Zivilisation in diese Jäger- und Halbnomandenkultur eindrang verfallen viele alte Traditionen und die Menschen hier leiden unter „Zivilisationskrankheiten“ wie Alkoholismus und Diabetes.

Von Schneemobilen gezogen fahren wir weiter einem Seitenarm des Fjords hoch und wollen zwei Pässe dabei überschreiten. Geplant ist auch noch eine Skitour auf einen namenlosen Gipfel verbunden mit einer endlosen Abfahrt hinab zu Tasilaq-Fjord. Vom Fjord geht es dann noch einige Stunden mit den Fellen hoch zu einer Berghütte am Karalegletscher wo wir zwei Nächte bleiben wollen. Alle beginnt fantastisch und das Surfen hinter dem Schneemobil durch diese endlose Landschaft ist herrlich! Durch eine aufziehende Warmfront ist der Schnee unten am Talboden aber sehr sumpfig geworden und die Schneemobile bleiben mit der Ausrüstung irgendwann liegen und wollen nicht mehr weiter. Die Strecken sind weit hier und wir haben selber keine Pulkas um mit Muskelkraft die nächsten 20 Kilimeter zur Berghütte zu schaffen. Auch aus Rücksicht auf unsere Inuitbegleiter entscheiden wir uns für „Rückzug“ heim ins gemütliche Inuitdorf.

Die Möglichkeiten für Skitouren vom Dorf oder mit dem Boot am Fjord entlang sind grossartig. Wir geniessen den Komfort jeden Abend „daheim“ zu sein und feinen fangfrischen Fisch zu essen – und täglich starten wir zu neuen noch nie befahrenen Bergspitzen um uns die besten Abfahrten auszusuchen. Keine zerfahrenen Hänge, nicht einmal ein Hauch einer alten Abfahrtsspur weit und breit. Es ist einfach alles für uns da! Die Skiberge sind vom Feinsten und ragen oft über 1000 Meter über dem Fjord auf. Und ganz besonders liebe ich es am Ende der Abfahrt die Skispitzen an einem einsamen Strand ins arktische Meerwasser zu tippen.

Auf der Fahrt über den Fjord holen wir uns das Abendessen direkt aus dem Meer, oft halten wir nur den Kescher ins eiskalte Wasser und der Inuitfreund zeigt uns wie man den Fisch gleich noch roh essen kann. „Fangfrisch“ bekommt eine neue Bedeutung.

Ich bin begeistert von dieser einfachen  Art zu leben und gleichzeitig den Luxus einer superben Skiabfahrt geniessen zu können – nächstes Jahr werde ich zwei Termine dorthin organisieren.

Beim Rückflug über Island geniessen wir noch die wohltuende Wärme eines geothermalen Hotpots in Reykjavik. Der Norden hat soviel Schönes zu bieten…!

 

 

 

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