Kilimanjaro, Tanzania: 15.Oktober 2020

Diesen Herbst war es nur eine kleine Reisegruppe mit 5 Teilnehmer*innen um Hermann. Seit Ende Juni begrüsst Tanzania Reisende und Bergfreunde, das Land in Ostafrika gilt nicht als Corona-Risikogebiet. Trotzdem sieht es für den Berg- und Safaritourismus in dieser Saison nicht rosig aus, zahlreiche Arbeitsplätze in der Region und den umliegenden Nationalparks sind gefährdet.

Hermann wollte mit dieser Reise im speziellen Corona-Jahr 2020 aufzeigen, wie sicher und angenehm das Wandern und Reisen im Hochland von Tanzania ist. Er packte dieses Mal sein Mountainbike mit ins Gepäck, um nach dem Aufstieg die Gipfeltour mit der längsten Downhill-Abfahrt Afrikas (über 4500 Tiefenmeter) zu krönen.

„Wir dürfen unsere Freunde und Partner aufgrund unserer Ängste jetzt nicht allein lassen, mit dieser Reise möchte ich ein Zeichen setzen. Wir haben Verantwortung für diese Menschen“, sagt Hermann.

Aufstieg im Regenwald

Am vorletzten Dienstagmorgen startete die Gruppe vom Marangu-Gate aus auf 1800 Metern zur ersten Etappe durch den immergrünen Bergregenwald zu den Mandara-Hütten (2700 m). Es hiess im Hotel zunächst, das Feuer sei unter Kontrolle. Oben versammelten sich aber bereits grösser Gruppen von jungen Armeeangehörigen, die zur Brandbekämpfung eingesetzt wurden. Die Teilnehmer der Reisegruppe (Birgit und Barbara Schäble, Frank Fabry, Patrick Luther und Hermann) waren die einzigen Weissen an diesem Tag.

Beissender Rauch stieg in der Nähe des Maundi-Kraters auf, Hermann wollte sich selber ein Bild von der Situation machen und sah nach einem kurzen Aufstieg von den Hütten über die Baumgrenze, dass die einzelnen kleinen Brandherde tatsächlich gelöscht waren. In der Nacht sorgte ein sanfter Regen für Abkühlung und machte Hoffnung auf einen sicheren Aufstieg weiter zu den Horombo-Hütten (3700 m) am nächsten Tag.

Die Horombo-Hütten brennen

Der Regen in der Nacht konnte die Flammen nicht ganz zum erlöschen bringen und ein kräftiger Ostwind fachte die verstreuten Feuer wieder an. Ausgedehnte Gebiete im Osten und unterhalb der Mandara-Hütten brannten bereits. Der Rückweg war damit abgeschnitten. Die Strategie „Flucht nach oben“ wo es nur noch Steine, Geröll und Eis gibt, erschien für die Gruppe und die Parkranger am sinnvollsten, im freien Gelände wäre auch eine Bergung per Heilikopter am einfachsten.

Hermann berichtet: “Beissender Brandgeruch weckte uns und die Geräusche der Affen und Vögel waren verstummt. Wir mussten schnell nach oben ins freie Gelände. Die Heidelandschaft und der trockene Wald hinter uns waren bereits verkohlt und in der Nacht sind riesige Flächen verbrannt. Der kräftige Ostwind trieb die Flammen immer weiter, neue Brandherde erwachten jetzt überall und gegen Mittag stieg eine riesige, schwarze Rauchwolke genau an der Stelle auf wo die rettenden Horombo-Hütten standen.“

Verbrannte Erde

„Als ich den schwarzen Rauch am Horizont aufsteigen sah, wusste ich, dass die Hütten brannten. Wir wanderten über verbrannte Erde wie auf einem der Schlachtfelder der Weltkriege und wollten nur noch nach oben, raus aus dem beissenden Rauch in dieser dünnen Höhenluft“ erinnert sich der Bergführer. Kurz vor den Horombo-Hütten traf die Wandergruppe auf einen Parkranger der von oben kam und sich für die ganze Situation entschuldigte und das entschlossene und mutige Verhalten der Gruppe lobend betonte. Am späten Nachmittag erreichte die Gruppe die Horombo-Hütten, hier oben war die Luft deutlich besser obwohl das Feuer beträchtlichen Schaden anrichtete. Zehn der kleineren Hütten waren bis auf die Fundamente niedergebrannt. Der Senezien-Bestand ist zerstört.

Der orange-gelbe Widerschein der Buschbrände leuchtete in dieser Nacht bedrohlich über dem Lager der Horombo-Hütten. Die Feuersbrunst kam bis auf wenige Hundert Meter an das Holz der Hütten. Der Ostwind nahm zu und trieb die Feuerwand Richtung Machame Route, wo einige Gruppen noch rechtzeitig evakuiert werden konnten.

„Ich bin fast die ganze Nacht wach gewesen und beobachtete die Situation. Im schlimmsten Fall wären wir in der Finsternis noch weiter nach oben in die rettenden Höhen aufgestiegen“, so Berie.

Feiner Regen halft schliesslich gegen Morgen die Brände einzudämmen.

Nach einer Wanderung zu den Zebra-Felsen auf über 4000 Metern wurde das Ausmass der Apokalypse sichtbar. Bis knapp an die schwarz-weissen Zebra Felsen vernichteten die gierigen Flammen die Vegetation, zahlreiche Chamäleons lagen verkohlt zwischen den Büschen, die ganze Heidelandschaft und Teile des Waldes zwischen 2900 – 4100 Metern sind verbrannt, nur noch die Skelette der Senezienbäume standen schwarz in der Landschaft.

Am Freitag ist die Situation deutlich entschärft, die Feuer sind durch die kühle, nasse Witterung abgeklungen und fast ganz gelöscht.

Mit Hoffnung blickt Hermann Berie jetzt in die Zukunft: „die kleine Regenzeit, die jetzt bis Ende Dezember langsam einsetzt bringt immer wieder Niederschlag und schon bei der Abfahrt vom Berg am Sonntag konnte ich junges, frisches Grün in der Asche entdecken.“

Am Samstagmorgen nach Sonnenaufgang erreicht die Gruppe um Hermann Berie dann doch noch den Gipfel des Kilimanjaro. Wie zum Hohn liegt dieses Jahr hier oben eine fast zwei Meter hohe Schneeschicht.

Eine abenteuerliche Woche mit Feuer und Eis auf den höchsten Berg Afrikas endet mit den 4500 Metern Abstieg und der Abfahrt von Berie auf dem Mountainbike vom Gipfel hinab ins sichere Dorf Marangu.

Wenn Sie diese Reise buchen möchten: https://berie.ch/kilimanjaro-marangu-pur-one-week/

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